Grundwissen Geschichte

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Anlage zum KMS „Handlungsfelder Geschichte“ vom 19. Dezember 2018, Stand: 21. Februar 2019

Definitionen grundlegender Daten und Begriffe im LehrplanPLUS Geschichte

6. Jahrgangsstufe

6.1 Der Mensch und seine Geschichte

Quellen

  • Texte, Gegenstände, Bilder aus der Vergangenheit, die entweder zufällig erhalten geblieben sind (Überrest) oder absichtlich überliefert wurden (Überlieferung), sowie Zeitzeugenaussagen.

Altsteinzeit

  • Ältester Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte (vor ca. 2 Mio. Jahren bis ca. 10 000 v. Chr.), in dem die Menschen als Jäger und Sammler umherzogen und ihre Werkzeuge und Waffen meist aus Stein herstellten. Jungsteinzeit Zeitabschnitt ca. 10.000 v. Chr. bis ca. 2.000 v. Chr., in dem die Menschen sesshaft wurden und dank des wärmeren Klimas zu Ackerbau und Viehzucht übergingen.


6.2 Ägypten – eine frühe Hochkultur

ab ca. 3000 v. Chr. Hochkultur in Ägypten


Pharao (Plural: Pharaonen):

  • Oberster Herrscher im alten Ägypten, der zu-gleich als König und als Gott verehrt wurde.

Monarchie

  • Herrschaftsform, in der eine Königin oder ein König an der Spitze des Staates steht.

Pyramide

  • Grabanlage einer hochgestellten Persönlichkeit (z. B. eines Pharaos) im alten Ägypten, meist mit quadratischem Grundriss und nach oben spitz zulaufend.

 

6.3 Die griechische Antike 5. Jh. v. Chr. Blütezeit Athens


Antike

  • Griechisch-römisches Altertum, also der Zeitraum, in dem die Griechen und Römer den Mittelmeerraum beherrschten bzw. kulturell prägten (ca. 1000 v. Chr. − 500 n. Chr.).

Migration

  • Dauerhafter Wohnortwechsel von Menschen, der unterschiedliche Ursachen haben kann, z. B. die Flucht vor politischer Verfolgung, vor Folter, Krieg und Hunger, die Suche nach besseren Lebensumständen oder neue berufliche Möglichkeiten.

Polis

  • Griechischer Stadtstaat (Plural: Poleis) in der Antike, der aus einer Stadt und deren Umland bestand und politisch sowie wirtschaftlich selbstständig war.

Aristokratie

  • Herrschaftsform, bei der der Adel, also die einflussreichsten Familien, die Macht besitzt.

Demokratie

  • Herrschaftsform, in der das Volk über die Politik bestimmt. Die ursprüngliche Form entstand in der Polis Athen im 6. und 5. Jh. v. Chr. In ihr konnten alle männlichen Bürger in der Volksversammlung direkt über Sachfragen abstimmen (direkte Demokratie). Frauen, Fremde und Sklaven besaßen keine politischen Rechte. Im Gegensatz dazu basiert der moderne Demokratiebegriff auf den für alle geltenden Menschenrechten wie Freiheit und Gleichheit. Zudem werden in den meisten modernen Demokratien im Unterschied zur direkten Demokratie in der Antike in der Regel Volksvertreter (Abgeordnete) in Parlamente gewählt, die dort stellvertretend für alle Bürgerinnen und Bürger beraten und entscheiden (repräsentative Demokratie).

Verfassung

  • Grundlegendes Gesetz, das die politische Ordnung eines Staates festlegt (z. B. Staatsform, Rechte und Pflichten der Bürger).

 

6.4 Das Imperium Romanum

753 v. Chr.: Mythische (der Sage nach) Gründung Roms.

1. Jh. v. Chr.: Übergang Roms von der Republik zum Prinzipat (Kaiserzeit).

um Christi Geburt: Zeitalter des Augustus.


Senat

  • Oberstes Beratungsorgan der Römischen Republik, dessen Mitglieder aus den einflussreichsten Familien (Adel) stammten und vorher wichtige Ämter ausgeübt hatten.

Republik

  • Der lateinische Begriff „res publica“ fasst den Staat als „öffentliche Angelegenheit“ auf, die alle freien Bürger betrifft. Heute bezeichnet „Republik“ eine Staatsform, in der kein Monarch an der Spitze steht, sondern das Staatsoberhaupt gewählt ist und in der grundsätzlich die Staatsgewalt vom Volk ausgeht.

Diktator

  • Befehlshaber mit uneingeschränkter Befehlsgewalt; in der Römischen Republik außerordentliches Amt, nur in Notzeiten für sechs Monate bestimmt.

Limes

  • Befestigte römische Reichsgrenze, u. a. der obergermanisch-rätische Limes zwischen Rhein und Donau.

Judentum

  • Älteste monotheistische Religion und zugleich Gemeinschaft aller Juden. Der Kern der jüdischen Religion ist in der Thora grundgelegt.

Christentum

  • Die auf Jesus Christus, sein Leben und sein Wirken begründete monotheistische Religion, deren heilige Schrift die Bibel ist.

Caesar

  • Gaius Julius Cäsar war ein römischer Staatsmann, Feldherr und Autor, der sich 44 v. Chr. zum Diktator auf Lebenszeit ernennen ließ und so das Ende der Römischen Republik und den Beginn der Kaiserzeit einleitete.

Romanisierung

  • Übernahme u. a. der römischen Sprache, Kultur durch Bevöl-kerungsgruppen in einigen der von Römern eroberten Gebiete.

(römische) Provinz

  • Ein unter römischer Herrschaft und Verwaltung stehendes erobertes Gebiet außerhalb Italiens.


6.6 Von der Antike zum Mittelalter

um 500: Reichsbildung der Franken. Die fränkischen Stämme vereinigten sich und bildeten ein stabiles, christlich geprägtes fränkisches Reich, in dem sich germanische und römische Elemente verbanden.

800: Krönung Karls des Großen zum Kaiser in Rom.


Islam

  • Vom Propheten Mohammed im 7. Jh. begründete monotheistische Religion, deren Anhänger (Muslime) zu Allah beten. Die Glaubensgrundlage des Islam ist der Koran.

Mittelalter

Zeit zwischen ca. 500 und ca. 1500 n. Chr., also zwischen der Antike und der Neuzeit.

Karl der Große

  • König des Fränkischen Reichs, der 800 als erster westeuropäischer Herrscher vom Papst zum Kaiser gekrönt wurde und damit die Grundlage für das mittelalterliche Kaisertum legte.

König

  • Meist aus dem Adel stammender Herrscher eines Landes, der durch Wahl (z. B. im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation) oder Erbrecht (z. B. in England, Frankreich) bestimmt wird.

Kaiser

  • Höchster Herrschertitel, der im Mittelalter an die Tradition des Römischen Kaiserreichs anknüpfte. Der Kaiser wurde im Mittelalter vom Papst gekrönt und verstand sich als Schutzherr der Christenheit. Zudem erhob er Anspruch auf die oberste weltliche Herrschaft über alle Christen.

 

7. Jahrgangsstufe

7.1 König und Reich: Herrschaft im Mittelalter

962: Kaiserkrönung Ottos des Großen.


Adel

  • Im Mittelalter und bis ins 19. Jh. herrschender Stand, der sich durch Abstammung, Besitz, Vorrechte und eigene Lebensformen von der übrigen Gesellschaft abhob.

Investiturstreit

  • Machtkampf zwischen römisch-deutschem Königtum und Papsttum im 11. und 12. Jh. um die Vorherrschaft. Ausgangspunkt für den Streit war die Frage, wer die Investitur vornehmen, also Bischöfe einsetzen durfte. Höhepunkt des Investiturstreits war der Gang König Heinrich IV. nach Canossa (1077). Die Auseinandersetzung endete mit dem Wormser Konkordat (1122) in einem Kompromiss.

Lehnswesen

  • Auf gegenseitiger Treue beruhende Herrschaftsform des Mittelalters. Ein adeliger Leh(e)nsherr verlieh Land und/oder Ämter bzw. Rechte an einen adeligen Leh(e)nsmann (Vasallen) auf Lebenszeit, der dafür Kriegs- und Amtsdienste leisten musste. Mit der Zeit wurden die Lehen erblich. So wurde Otto von Wittelsbach 1180 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit dem Herzogtum Bayern belehnt. Seine Nachkommen, die Wittelsbacher, regierten Bayern bis 1918 als Herzöge, Kurfürsten und Könige.

Kurfürsten

  • Die meist sieben zur Königswahl berechtigten geistlichen und weltlichen Fürsten; das Wahlverfahren sowie die Zahl der Kurfürsten bildeten sich vor allem im 13. und 14. Jh. heraus.


7.2 Leben und Kultur im Mittelalter

um 1200: Kulturelle Blüte zur Zeit der Staufer.


Stände

  • Durch Geburt definierte Großgruppen in der mittelalterlichen Gesellschaft: Klerus (erster Stand), Adel (zweiter Stand), Bauern und Bürger (dritter Stand). Die drei Stände hatten unterschiedliche Rechte und Pflichten.

Grundherrschaft

  • Herrschaftsform, bei der Grundherren (beispielsweise Herzöge, Grafen, Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen) Land an unfreie Bauern vergaben. Diese bewirtschafteten es, zahlten Abgaben und leisteten Frondienste, im Gegenzug bekamen sie insb. Schutz und Sicherheit.

Stadtrecht

  • Besondere Rechte (Privilegien) von Städten, z. B. Münz-, Markt-, Zoll- und Befestigungsrecht.

Bürger

  • Im Mittelalter die Einwohner einer Stadt, die das Bürgerrecht besaßen und damit politisches Mitspracherecht hatten (z. B. Wahl des Stadtrats). Heute bezeichnet der Begriff überwiegend Bewohner eines Staates, welche die Staatsbürgerschaft besitzen.

Ghetto

  • Von der übrigen Stadt oft durch Mauern und Tore abgetrenntes Wohngebiet der jüdischen Gemeinschaft. Der Begriff „Ghetto“ bezieht sich auf das „Geto Novo“ genannte Wohnviertel der Juden in Venedig, das Anfang des 16. Jh. auf dem Gebiet einer Gießerei (ital. „geto“) ausgewiesen wurde. Während des Zweiten Weltkriegs errichteten die Nationalsozialisten in einigen osteuropäischen Städten Ghettos, die dazu dienen sollten, die jüdische Bevölkerung buchstäblich auszugrenzen und zu quälen. Heute bezeichnet „Ghetto“ meist abwertend ein Viertel, dessen Bewohner nur wenige Beziehungen zur städtischen Umgebung pflegen.

Kloster

  • Eine oft aus mehreren Gebäuden bestehende Anlage, in der Nonnen oder Mönche sich dauerhaft, gemeinschaftlich und meist auf Grundlage bestimmter Ordensregeln auf die Ausübung ihres Glaubens konzentrierten. Im Mittelalter waren die Klöster wichtige Träger und Bewahrer von Wissenschaft, Kunst und Kultur.


7.3 Neue räumliche und geistige Horizonte

1453: Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen und dadurch Ende des Oströmischen Reichs.

1492: „Entdeckung“ Amerikas durch Kolumbus.


Kreuzzug

  • Vom 11. bis zum 13. Jh. stattfindende Kriegszüge in den Nahen Osten u. a. mit dem Ziel, die muslimische Herrschaft über die Heiligen Stätten der Christen zu beenden und den christlichen Glauben zu verbreiten.

Neuzeit

  • Bezeichnung für die Zeit nach dem Mittelalter (ab ca. 1500) bis hin zur Gegenwart.

Renaissance

  • Frz.: Wiedergeburt. Kulturgeschichtliche Epoche vom 14. bis zum 16. Jh., die auf einer Wiederentdeckung der Antike (Wissen, Kunst und Kultur) beruhte und den umfassend gebildeten Menschen in den Mittelpunkt stellte (Humanismus).

 

7.5 Das konfessionelle Zeitalter

1517 Beginn der Reformation.

1618−1648 Dreißigjähriger Krieg.



Luther

  • Martin Luther, Mönch und Theologe, der mit seiner Kritik an kirchlichen Missständen und mit seinen 95 Thesen die Reformation auslöste.

Reformation

  • Eine kirchliche Erneuerungsbewegung, die zur Spaltung des westlichen Christentums durch die Entstehung der evangelischen Kirche führte. Die Reformation veränderte auch die politische Ordnung Europas.

Westfälischer Friede

  • Friedensvertrag nach dem Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1648, der die Gleichberechtigung der christlichen Konfessionen festschrieb und den deutschen Landesfürsten eine weitgehende Unabhängigkeit vom Kaiser gewährte. Im Westfälischen Frieden wurde auch der Augsburger Religionsfriede von 1555 bestätigt, der das Reformationsrecht der Landesfürsten beinhaltete: Der Grundsatz „cuius regio, eius religio“ besagte, dass der Landesfürst im Prinzip über die Konfession seiner Untertanen bestimmen durfte.

 


7.6 Absolutismus und Barock

17./18. Jh. Absolutismus in Europa.


Absolutismus

  • Herrschaftsform in Europa im 17. und 18. Jh., in der die Könige bzw. Fürsten ihre Herrschaft von Gott ableiteten und den Anspruch erhoben, völlig uneingeschränkt zu regieren.

Hegemonie

  • Vormachtstellung eines Staates in einer bestimmten Region.

8. Jahrgangsstufe

8.1 Aufklärung, Französische Revolution und Napoleon

1789 Beginn der Französischen Revolution: Durch die Französische Revolution wurde die absolutistische Monarchie in Frankreich gestürzt. Die Bezeichnung „Revolution“ verdeutlicht, dass dieser tief greifende politische und gesellschaftliche Umbruch in verhältnis-mäßig kurzer Zeit stattfand.

1806 Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

1806 Gründung des Königreichs Bayern.


Aufklärung

  • Epoche der Geistesgeschichte im 17./18. Jh., die sich auf die Vernunft stützte und viele Traditionen in Frage stellte. Eine der wichtigsten Forderungen der Aufklärer lautete: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Immanuel Kant)

Menschenrechte

  • Angeborene und unveräußerliche Rechte eines jeden Menschen, z. B. Recht auf Leben, Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz.

Gewaltenteilung

  • Grundsatz, der die Teilung der Staatsmacht in drei Teilgewalten fordert. Legislative (gesetzgebende Gewalt, z. B. Parlament), Exekutive (ausführende Gewalt, z. B. Regierung) und Judikative (rechtsprechende Gewalt, z. B. Richter) kontrollieren sich gegenseitig, um einen Machtmissbrauch zu verhindern.

konstitutionelle Monarchie

  • Regierungsform, in der die Macht eines Monarchen durch eine Verfassung eingeschränkt wird (z. B. im Königreich Bayern). Der Monarch steht in dieser Regierungsform der Exekutive vor und handelt gemäß und innerhalb der Verfassungsvorgaben.

Nation

  • Menschen, die in einem bestimmten Gebiet leben, sich durch gemeinsame Merkmale wie Sprache, Kultur oder Geschichte miteinander verbunden fühlen und eine politische Gemeinschaft bilden bzw. anstreben.

Bürgertum

  • Gesellschaftsschicht aus Kaufleuten, Gelehrten, Beamten und Handwerkern, die in den Städten entstand und in den Zeiten der Aufklärung und der Industrialisierung eine wichtige Rolle spielte.

Napoleon

  • Napoleon Bonaparte, französischer General, der in der Französischen Revolution die politische Macht erringen konnte, sich 1804 selbt zum Kaiser der Franzosen krönte und Frankreich vorübergehend zur Hegemonialmacht in Europa machte.

Säkularisation

  • Enteignung und Verstaatlichung von Kirchengut (u. a. von Klöstern, Ländereien, Kunstschätzen) sowie Auflösung geistlicher Fürsten-tümer, z. B. im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation 1803.

 


8.2 Einigkeit und Freiheit? Deutschland zwischen Restauration und Revolution

1815 Wiener Kongress.

1832 Hambacher Fest.

1848/49 Revolution in Deutschland mit dem Ziel, einen Nationalstaat auf der Basis einer liberalen Verfassung zu begründen.


Deutscher Bund

  • Auf dem Wiener Kongress (1815) gegründeter loser deutscher Staatenbund, der 35 Staaten und vier freie Städte umfasste.

Nationalismus

  • Politische Strömung des 19. Jhs., die einen gemeinsamen National-staat anstrebt; heute Bezeichnung für ein übersteigertes Nationalbewusstsein, das die eigene Nation vor andere stellt.

Liberalismus

  • Im 19. Jh. aufkommende politische Strömung, welche die Freiheits-rechte des Einzelnen betont und politisch einfordert.

Parlament

  • In demokratischen Staaten die Volksvertretung, deren wichtigste Aufgaben die Gesetzgebung, das Haushaltsrecht und die Kontrolle der Regierung sind.


8.4 Industrialisierung und Soziale Frage

Industrialisierung

  • Von England ausgehende, tiefgreifende Veränderung der Arbeits-verhältnisse und der Gesellschaft durch den Einsatz von Maschinen im 19 Jh.

Soziale Frage

  • Frage nach der Lösung der durch die Industrialisierung entstandenen sozialen Probleme, z. B. Wohnungsnot, Kinderarbeit und mangelnde soziale Absicherung.

Sozialismus

  • Politische Strömung, welche von einer Klassengesellschaft ausgeht und diese v. a. durch eine gleichmäßigere Besitzverteilung, mitunter auch durch eine Verstaatlichung der Produktionsmittel, überwinden will.

Kommunismus

  • Von Karl Marx und Friedrich Engels in der Frühindustrialisierung entwickelter philosophisch-politischer Ansatz, der das Ziel einer klassenlosen Gesellschaft verfolgt und bei dem alle Produktionsmittel staatlich sind.

 


8.5 Das Deutsche Kaiserreich

1871 Deutsche Reichsgründung


Deutsches Kaiserreich

  • 1871 nach den Einigungskriegen als konstitutionell-monarchischer Nationalstaat gegründet; 1918 im Zuge der Novemberrevolution nach dem Ersten Weltkrieg aufgelöst.

Bismarck

  • Otto von Bismarck, konservativer preußischer Ministerpräsident, der 1871 die Reichs-gründung unter preußischer Führung erreichte und in der Folge als erster Reichskanzler das Deutsche Kaiserreich maßgeblich mitprägte.

Sozialgesetzgebung

  • Einführung der Kranken-, Renten- und Unfallversicherung unter Reichskanzler Otto von Bismarck, um die Soziale Frage zu entschärfen und dadurch zugleich den Wählerzuwachs der Sozialdemokraten zu stoppen; die Sozialgesetzgebung markiert den Beginn moderner staatlicher Sozialpolitik und hatte Vorbildcharakter für andere Länder.

Reichstag

  • Ab 1871 das gewählte Parlament des Deutschen Kaiserreichs; das Reichstagsgebäude in Berlin ist heute Sitz des Deutschen Bundestags.


8.6 Imperialismus und Erster Weltkrieg

1914–1918 Erster Weltkrieg.

1917 Kriegseintritt der USA und Russische Revolution.


Imperialismus

  • Streben von Staaten nach weltweiter politischer Machtausdehnung und wirtschaftlichem Einfluss im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh., z. B. durch die Gründung von Kolonien; dabei spielten auch religiöses und kulturelles Sendungsbewusstsein sowie rassistische Einstellungen eine Rolle.

Vertrag von Versailles

  • 1919 geschlossener Friedensvertrag, der den Ersten Weltkrieg beendete. Die Siegermächte schrieben dort u. a. die alleinige Kriegsschuld Deutschlands fest und verfügten Gebietsabtretungen, militärische Beschränkungen und Reparationszahlungen.

9. Jahrgangsstufe

9.1 Weimarer Republik – die erste deutsche Demokratie

1918 Novemberrevolution in Deutschland;

9. November: Abdankung des Kaisers und Ausrufung der Republik.

1923 Krisenjahr der Weimarer Republik, u. a. Hitlerputsch.

1929 Beginn der Weltwirtschaftskrise.

30. Januar 1933 Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler.


Weimarer Republik

  • Erste parlamentarische Demokratie in Deutschland zwischen 1918 und 1933.

Volkssouveränität

  • Grundsatz, dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgeht.

Weimarer Reichsverfassung

  • Verfassung der ersten deutschen Republik von 1919; Kennzeichen u. a.: parlamentarische Demokratie, starke Stellung des Reichspräsidenten, erstmaliges Frauenwahlrecht.


9.2 Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg und Holocaust

 

 

9. November 1938

  • Novemberpogrome: Vom NS-Regime organisierte und gesteuerte Gewaltmaßnahmen gegen jüdische Deutsche, in deren Verlauf es u. a. zu Morden und gewaltsamen Übergriffen kam, zahlreiche Synagogen und Geschäfte in jüdischem Besitz zerstört wurden und tausende Juden in Konzentrationslager verschleppt wurden.

 

 

1939–1945 Zweiter Weltkrieg.

20. Juli 1944 Attentat auf Hitler durch den militärischen Widerstandskreis um Graf von Stauffenberg.

8./9. Mai 1945 Bedingungslose Kapitulation Deutschlands


Nationalsozialismus

  • Extremistische Ideologie, die die Grundlage des national-sozialistischen Staates bildete. Kennzeichen dieser Ideologie sind u. a.: Rassismus, Antisemitismus sowie Nationalismus, das Führerprinzip, die gewaltsame Ausschaltung politischer Gegner und eine expansive Außenpolitik.

Antisemitismus

  • Allgemein Feindschaft und Hass gegenüber Juden, die u. a. in der Zeit des Nationalsozialismus rassistisch motiviert waren und pseudowissenschaftlich begründet wurden. Diese Form des Antisemitismus war ein zentraler Bestandteil der Ideologie des Nationalsozialismus: Nationalsozialisten teilten die Menschheit in minderwertige und höherwertige Rassen ein, wobei sie eine vermeintliche „jüdische Rasse“ als minderwertig, die „arische Rasse“ als höherwertig definierten. Ihre rassistischen Vorstellungen verknüpften sie mit älteren Erscheinungsformen der Judenfeindschaft, die z. B. auf religiösen und sozialen Motiven beruhten. Der NS-Antisemitismus bildete eine wesentliche Grundlage für die Ermordung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten.

Volksgemeinschaft

  • Nationalsozialistischer Propagandabegriff, welcher die Ge-schlossenheit eines durch eine angeblich gemeinsame Rasse definierten deutschen Volks behauptet. Andere Menschen („Volksfremde“) werden aus der „Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen, diskriminiert und verfolgt. Die Bedürfnisse und Interessen Einzelner müssen sich denen der Gemeinschaft unterordnen.

Ermächtigungsgesetz

  • Bezeichnung für ein im März 1933 vom Reichstag verabschiedetes Gesetz, das die Gesetzgebungsvollmachten vom Reichstag auf die Regierung Hitler übertrug und damit die Gewaltenteilung beseitigte.

Gleichschaltung

  • Nationalsozialistische Durchdringung und Erfassung nahezu aller Bereiche von Staat und Gesellschaft, z. B. durch die Aufhebung der Länder sowie durch die Einrichtung zahlreicher nationalsozialistischer Organisationen bei gleichzeitigem Verbot aller freien Parteien, Verbände, Vereine und anderer Zusammenschlüsse sowie der Steuerung aller Medien. Ziel war die Errichtung eines totalitären Staates, der nicht nur das gesamte öffentliche, sondern auch wesentliche Teile des privaten Lebens kontrollierte.

„Nürnberger Gesetze“

  • Bezeichnung für die 1935 von den Nationalsozialisten erlassenen antisemitischen Rassegesetze. Sie bildeten die gesetzliche Grundlage für die systematische Ausgrenzung und Verfolgung der Juden. In ihnen waren u. a. der Verlust aller staatsbürgerlichen Rechte der Juden und das Verbot von Eheschließungen zwischen Juden und Nichtjuden enthalten.

Holocaust bzw. Shoa

  • Seit Ende der 1970er Jahre übliche Bezeichnung für die systematische Ermordung von ca. 6 Millionen europäischer Juden durch das nationalsozialistische Deutschland. Aufgrund seiner Herkunft vom griechischen Begriff holókaustos („vollständig verbrannt“) wird der Begriff Holocaust gelegentlich kritisiert, üblich ist daher auch der Begriff Shoa (auch Shoah geschrieben, hebräisch für „Katastrophe“).

Konzentrations- und Vernichtungslager

  • Konzentrationslager: Vom nationalsozialistischen Deutschland ab 1933 errichtete Lager zur Internierung, Ausbeutung und Tötung von Menschen, die aus rassistischen, politischen oder weltanschaulichen Motiven verfolgt wurden (u. a. Juden, Sinti und Roma, politische Gegner, Homosexuelle). Vernichtungslager: Während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten in den besetzten Gebieten Osteuropas errichtete Lager zur systematischen Ermordung insbesondere von Juden, aber auch von Sinti und Roma und anderen Bevölkerungsgruppen. Sie unterschieden sich von den Konzentrationslagern dadurch, dass sie gezielt und vorrangig der massenhaften Vernichtung von Menschen dienten.


9.3 Rechte des Menschen gestern und heute − Längsschnitt

1776

  • Amerikanische Unabhängigkeitserklärung: Mit der am 4. Juli 1776 verabschiedeten „Declaration of Inde-pendence“ erklärten die britischen Kolonien in Nordamerika ihre Loslösung von Großbritannien und beanspruchten das Recht zur Bildung eines eigenständigen Staatenbunds. Die Erklärung gilt als Geburtsstunde der Vereinigten Staaten von Amerika.

 

9.4 Deutschland und die Siegermächte 1945−1949

1946 Verfassung des Freistaats Bayern.

1949 Gründung der beiden deutschen Staaten Bundesrepublik Deutschland (BRD) und Deutsche Demokratische Republik (DDR).


Potsdamer Konferenz

  • 1945 von den Siegermächten USA, Großbritannien und der Sowjetunion abgehaltene Nachkriegskonferenz, um ein gemeinsames Vorgehen im besetzten Deutschland zu vereinbaren. Zentrale Beschlüsse waren u. a. die Teilung Deutschlands in vier Besatzungszonen, die Setzung der Oder-Neiße-Linie als deutsche Ostgrenze sowie die Durchsetzung der „5 Ds“: Demokratisierung, Denazifizierung, Demilitarisierung, Dezentralisierung und Demontagen.

Flucht und Vertreibung

  • Gemeint ist sowohl die seit 1944 einsetzende Massenflucht der deutschen Bevölkerung vor der sowjetischen Armee als auch die von den Alliierten auf der Potsdamer Konferenz beschlossene Ausweisung und Zwangsumsiedlung der Deutschen aus den ehemals deutschen Siedlungsgebieten östlich der Oder-Neiße-Linie.

Entnazifizierung

  • Maßnahmen der Besatzungsmächte zur Beseitigung des Nationalsozialismus; Maßnahmen waren u. a. ein Verbot der NSDAP und ihrer Organisationen, die Strafverfolgung führender Kriegsverbrecher sowie massenhafte „Entnazifizierungsverfahren“ vor Spruchkammern.

Grundgesetz

  • Demokratische und menschenrechtsbasierte Verfassung der Bundesrepublik Deutschland aus dem Jahr 1949.


9.5 Weltpolitik im Kalten Krieg

1961/62 Kuba-Krise. Durch die Stationierung von Atomraketen auf Kuba ausgelöste Konfrontation zwischen den USA und der UdSSR, die beinahe zu einem militärischen Konflikt geführt hätte.

ab 1989/90 Umbruch im Ostblock

  • Revolution in vielen Staaten des Ostblocks (in Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei, Rumänien und der DDR) weg von Sozialismus und Planwirtschaft hin zu Demokratie, Freiheit und Marktwirtschaft. Diese wurden durch die Reformpolitik Michail Gorbatschows in der UdSSR (vgl. Glasnost und Perestrojka) begünstigt und führten schließlich zur Auflösung des Ostblocks.


Adenauer

  • Konrad Adenauer war von 1949–1963 der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er setzte sich für die Westintegration der Bundesrepublik ein und gilt als ein Weg-bereiter der europäischen Einigung.

Westintegration

  • Politische, wirtschaftliche und militärische Einbindung der frühen Bundesrepublik Deutschland in die westliche Staatengemeinschaft in Abgrenzung zu den sozialistischen Staaten im Osten.

Deutsche Frage

  • Nach 1945 Bezeichnung für das Problem der Teilung Deutschlands; dabei vertrat die Bundesrepublik das Ziel, diese durch eine Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit zu überwinden. Dagegen strebte die DDR zunächst ein sozialistisches Gesamtdeutschland an. Als dieses nicht zu realisieren war, beharrte sie auf ihrer Eigenständigkeit.

Kalter Krieg

  • Bezeichnung für die politisch-militärische Konfrontation zwischen den Supermächten USA und UdSSR sowie ihren Bündnispartnern nach 1945, die durch ideologische und propagandistische Angriffe, Wettrüsten, wirtschaftliche Kampfmaßnahmen und Stellvertreterkriege (z. B. Koreakrieg 1950–1953, Vietnamkrieg 1955–1975), aber nicht durch eine direkte Konfrontation geprägt war.

NATO

  • „North Atlantic Treaty Organisation“. 1949 gegründetes westliches Militärbündnis unter Führung der USA zum Schutz vor einem Angriff (z. B. der Sowjetunion).

Entkolonialisierung

  • Seit Ende des Zweiten Weltkriegs stattfindende Loslösung und Befreiung der afrikanischen und asiatischen Staaten von der Kolo-nialherrschaft der Europäer unter Berufung auf das Selbst-bestimmungsrecht der Völker.

10. Jahrgangsstufe

10.1 Das geteilte Deutschland und die Wiedervereinigung

17. Juni 1953 Aufstand von Bürgern in der Deutschen Demokratischen Republik gegen das SED-Regime.

1972 Grundlagenvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik. Wesentlicher Inhalt ist die gegenseitige Anerkennung beider Staaten.

9. November 1989 Öffnung der innerdeutschen Grenze, Fall der Mauer.

3. Oktober 1990 Vollzug der Deutschen Einheit durch den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes, seither als „Tag der Deutschen Einheit" deutscher Nationalfeiertag.


Planwirtschaft

  • Typische Wirtschaftsordnung sozialistischer Staaten wie der DDR. Während kapitalistische Wirtschaftssysteme auf die Selbstregulierung der freien Märkte durch Angebot und Nachfrage setzen, wird die Wirtschaft in sozialistischen Systemen vom Staat durch Pläne zentral gelenkt.

Staatssicherheit

  • Der durch das „Ministerium für Staatssicherheit“ (MfS) gesteuerte Geheimdienst der DDR, der auch die eigene Bevölkerung überwachte und dabei als Mittel Einschüchterungen, willkürliche Verhaftungen und Gewalt einsetzte; Kurzbezeichnung: „Stasi”.

Mauerbau

  • 1961 erfolgter Ausbau der bestehenden Grenzbefestigungen zwischen DDR und BRD zu einer undurchdringbaren Grenzanlage durch die DDR-Führung mit dem Ziel, die Abwanderung ihrer Bürger in den Westen zu stoppen.

Soziale Marktwirtschaft

  • Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland, welche die Vorteile der freien Marktwirtschaft (z. B. wirtschaftliche Leistungsfähigkeit) nutzt und gleichzeitig deren Risiken (z. B. soziale Benachteiligungen) durch sozialpolitische Korrekturen zu vermeiden sucht.

Gastarbeiter

  • Missverständlicher Begriff für Arbeitsmigranten, die ab 1955 aus anderen Ländern ( z. B. aus Italien, Spanien und der Türkei) an-geworben wurden, um den Arbeitskräftemangel in der westdeutschen Wirtschaft auszugleichen. Trotz der anfänglich vor-gesehenen Rückkehr blieben viele dauerhaft in der Bundesrepublik Deutschland.

„68er-Bewegung“

  • Linksorientierte Protestbewegung v. a. von Studierenden ab den späten 1960er Jahren gegen die damaligen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland, die eine stärkere Bürgerbeteiligung und Modernisierung der Gesellschaft anstieß.

Reformen der sozial-liberalen Koalition

  • Innenpolitisches Programm der sozial-liberalen Koalition aus SPD und FDP von 1969 bis 1982, das unter dem Leitmotiv „Mehr Demokratie wagen“ eine Reihe von Reformen in Gang setzte, u. a. die Herabsetzung des Wahlalters auf 18 Jahre und eine Stärkung der Rechte von Frauen.

 


10.2 Chancen und Herausforderungen in einer globalisierten Welt

1963 Deutsch-französischer Freundschaftsvertrag (Élysée-Vertrag).

1992 Gründung der Europäischen Union (Vertrag von Maastricht).

11. September 2001 Anschlag auf das World Trade Center in New York durch islamistische Terroristen.

UNO

  • „United Nations Organization“/Vereinte Nationen (VN); 1945 in Nachfolge des Völkerbunds gegründete Weltorganisation mit Sitz in New York, der fast alle Staaten angehören; Ziele sind v. a. die Friedenssicherung und die Förderung der internationalen Zu-sammenarbeit.

europäische Integration

  • Prozess des Zusammenwachsens der europäischen Staaten mit dem Ziel eines geeinten Europas.

Osterweiterung der EU

  • Aufnahme von mittel- und osteuropäischen Staaten in die Europäische Union ab 2004.

Globalisierung

  • Ursprünglich wirtschaftliche Verflechtung und Entstehung globaler Märkte und weltweiter Arbeitsteilung, heute auch ein politisches, gesellschaftliches und kommunikationstechnisches Phänomen.

Terrorismus

  • Anwendung unvorhersehbarer Gewalt (z. B. Anschläge, Morde und Entführungen) durch extremistische Gruppierungen, um Angst und Schrecken zu verbreiten und politischen Druck auszuüben.

Nahostkonflikt

  • Seit 1948 anhaltender Konflikt zwischen Israel, den Palästinensern und den arabischen Nachbarstaaten um die territorialen Ansprüche in der Region des Nahen Ostens. (Einführung des Begriffs im Gymnasium erst in der Oberstufe, in der Realschule in der 10. Jgst.)